5. Juni 2020

Mathematik-Matura 2020

Heute habe ich mich wieder einmal über unser Schulsystem bzw. über manche "Experten" geärgert. Wie jedes Jahr habe ich mir auch heuer wieder die Mathematik-Aufgaben für die Matura 2020 angeschaut (und gelöst). Dabei habe ich mich über manche Aufgaben geärgert, vor allem über die Aufgabe 10: "Weinlese"

Die sogenannte Weinlese (Ernte der Weintrauben) in einem Weingarten erfolgt umso schneller, je mehr Personen daran beteiligt sind. Die Funktion f modelliert den indirekt proportionalen Zusammenhang zwischen der für die Weinlese benötigten Zeit und der Anzahl der beteiligten Personen. Dabei ist f(n) die benötigte Zeit für die Weinlese, wenn n Personen beteiligt sind (n∈ ℕ\{0}, f(n) in Stunden).

Aufgabenstellung:

Geben Sie f(n) an, wenn bekannt ist, dass die benötigte Zeit für die Weinlese bei einer Anzahl von 8 beteiligten Personen 6 Stunden beträgt. f(n) = mit n∈ ℕ\{0}

Als Lösung wird erwartet:

f(n) = 48/n mit n∈ ℕ\{0}

So eine Realitätsfremdheit!

Niemals ist die Arbeitszeit genau indirekt proportional der Anzahl der ArbeiterInnen! Was für 8 Personen gilt, die die Aufgabe in 6 Stunden erledigen, gilt schon einmal nicht für 1 Person, die dann 48 Stunden brauchen würde. Da fragt man sich: Mit Pausen? Ohne Schlaf? Mit Anfahrt?

Und wenn man die Funktion in die andere Richtung anschaut: Brauchen dann 100 Arbeiter nur 0,48 Stunden, also weniger als eine halbe Stunde? Und 1000 Arbeiter dann nur 3 Minuten?

Ich hatte gehofft, dass diese unrealistischen Beispiele für indirekt proportionale Funktionen längst aus den Mathematik-Büchern verschwunden sind. Und nun sind sie sogar Maturaaufgaben! Schrecklich!

Dann darf man sich nicht wundern, wenn realitätsfremde „Wirtschaftsexperten“ auch so rechnen und annehmen, dass mit einer Verkürzung der Wochenarbeitszeit um 10% dann 10% mehr Arbeitsplätze geschaffen werden.

Frage an die "Experten", die diese Aufgabe erfunden haben: Wie viele Personen braucht man, um die Aufgabe in "einem Augenblick" zu erfüllen?